Eigentlich sollte es ein rundum geglückter Arbeitstag für WAC-Coach Manfred Schmid gewesen sein. Seine Mannschaft setzte sich mit 3:2 gegen die derzeit ebenfalls strauchelnde WSG Tirol durch (Alle Infos >>>) und fuhr so nach zuletzt sechs sieglosen Partien en suite wieder einen vollen Erfolg ein.
Dabei boten die Wolfsberger eine ansehnliche Offensivleistung und gingen als hochverdienter Sieger vom Platz. Der Befreiungsschlag schien geglückt. Dennoch war beim Sky-Interview nach der Partie kein rundum zufriedener Manfred Schmid zu sehen.
Zwar spricht der WAC-Trainer von einem "extrem verdienten Sieg", ist aber mit dem Zustandekommen mehr als unzufrieden: "Wir haben uns das Leben selber schwer gemacht. Wahnsinn, dass wir dazu in der letzten Minute einen Elfmeter brauchen. Wir haben das Spiel dominiert, nicht viel zugelassen. Dann machen wir aber wieder schwere Abwehrfehler, die sofort bestraft werden, und vergeben vorne unsere Chancen. Wir haben nicht so viele, aber qualitativ hochwertige, die musst du einfach machen.", hadert Schmid mit der Chancenverwertung und Souveränität seiner Mannschaft.
Schmid: "Das sehe ich mit freiem Auge"
So richtig in Rage kommt Schmid aber erst, als es um den umstrittenen 2:2-Ausgleichstreffer von WSG-Stürmer Nik Prelec geht. Der Slowene scheint dabei im Abseits gewesen zu sein, jedoch konnte beim VAR-Check keine klare Linie gezogen werden, weil der Körper von Prelec die Sicht auf Scherzers Fuß verdeckte.
Daher, verrät auch der Schiedsrichter der Begegnung, Julian Weinberger, musste das Tor mangels Gegenbeweis gegeben werden: "Es schaut abseitsverdächtig aus, mit der Führungskamera gibt es eher den Verdacht, dass es gleiche Höhe sein könnte. Wenn es technisch nicht möglich ist, wird aber die Entscheidung am Spielfeld bestätigt", so der Referee der Begegnung.
"Das zweite Tor war meiner Meinung nach klar Abseits, das habe ich jetzt gerade gesehen. Der VAR dürfte nicht funktioniert haben, man konnte die Linie nicht ziehen. Da stelle ich mir schon die Frage: 'Warum geben wir so viel Geld aus?'. Der Schiedsrichter hat eine tolle Leistung gezeigt, aber da brauchen wir ihn eigentlich nicht. Das sieht man deutlich, das sehe ich mit freiem Auge, dass der Gegenspieler hier vorne ist.", versteh Schmid die Welt nicht mehr.
Silberberger: "So hast du nicht verdient zu punkten"
Dennoch, der WAC bot über weite Strecken ansprechenden Fußball und konnte sich mit dem Sieg in die obere Tabellenhälfte schießen. Nun soll kommende Woche zuhause gegen den LASK an diese Leistung angeknüpft werden und auch die herausgespielten Chancen besser genutzt werden.
Viel mehr Grund zur Beunruhigung gibt es derweil bei der WSG Tirol, die sich nach dem 0:2 zwar aufopferungsvoll zurückkämpfte, aber schlussendlich mit leeren Händen da stand.
Thomas Silberberger erklärt die Niederlage seiner Mannschaft: "Mit so einem frühen Nackenschlag ist es schwierig ins Spiel zu kommen. Mitte der ersten Halbzeit ist es besser gegangen, nach der Pause dann das Déjà-vu und wir fangen wieder mit einem Gegentor an. So summiert es sich dann und auch wenn es bitter ist, hast du es am Ende nicht verdient zu punkten."
WSG steht vor einem "extrem schwierigen Jahr"
Zur allgemeinen Situation findet der WSG-Coach gewohnt klare Worte: "Wir lassen in vielen Situationen die notwendige Konsequenz vermissen, die man braucht, um in der Bundesliga zu punkten.".
"Wir stehen vor einem extrem schwierigen Jahr, das muss uns bewusst sein.", legt Silberberger nach. "Das ist nicht zum ersten Mal, dass wir so blöde Gegentore kriegen, das zieht sich ja wie ein roter Faden durch die ganze Herbstsaison."
Während bei Austria Lustenau bereits von einem etwaigen Trainerwechsel gesprochen wird, dürfte Silberberger aber noch durchaus fest im Sattel sitzen. Nicht umsonst gehört der Tiroler zu den längstdienenden Trainern im europäischen Profigeschäft.
Die nächste Chance, das Ruder herum zu reißen bietet sich kommenden Sonntag bei Sturm Graz.