Die neue Saison der win2day ICE Hockey League steht vor der Tür.
Bevor es am Freitag losgeht (Alle Spiele im LIVE-Ticker), nimmt LAOLA1-Experte Bernd Freimüller die ICE-Teams genau unter die Lupe.
Dieses Mal ist Titelverteidiger EC Red Bull Salzburg an der Reihe:
EC Salzburg gegen KAC am Freitag, 19:30 Uhr, im LIVE-Ticker >>>

Sommeraktivitäten
Die größte Änderung stand schon weit vor dem Abschluss der letzten Saison fest: Coach Matt McIlvane ging – allerdings nicht nach langen Jahren der Kronprinzenschaft nach München, sondern in die NHL-Organisation der Anaheim Ducks, wo er in Zukunft das Farmteam der San Diego Gulls betreuen wird. Sein Nachfolger wurde Oliver David, Assistant Coach des NL-Vizemeisters EHC Biel, also keineswegs ein großer Name.
Auf dem Spielersektor tat sich nicht viel, wenn man davon absieht, dass Dominique Heinrich kein neues Vertragsangebot mehr bekam und in seine Heimatstadt Wien zurückkehrte. Verteidigerkollege Andrew MacWilliam ging konzernintern nach München zurück, Martin Stajnoch war ohnehin nur für die Playoffs verpflichtet worden. Ebenfalls nicht mehr dabei ist der Siegestorschütze im entscheidenden Finale, Nicolai Meyer, sowie Ty Loney (Karriereende) und Alljaz Predan.
Die einzigen beiden Zugänge waren mit Adam Payerl und Ryan Murphy zwei Legionäre.
Ausrufezeichen des Kaders
Der zweifache Meister hat den Kader nur unwesentlich verändert, während die Konkurrenz eher schwächer geworden ist. Das alleine reicht für die abermalige Favoritenrolle. Dazu kommen die finanziellen Mittel, die beim KAC nach dem Ableben von Geldgeberin Heidi Horten weit weniger fließen. Der Rest der ICE spielte ohnehin immer in einer anderen finanziellen Liga.
Das Goalie-Duo Atte Tolvanen/David Kickert ist in der Liga unübertroffen, noch dazu hinter einer Defensive, die mit Ty Lewington und Dennis Robertson zwei Schwergewichte, mit Chay Genoway und Ryan Murphy (176 NHL-Spiele, kam direkt aus der KHL) zwei spielstarke Defender finden. Nicht nur die Anzahl an Legionären (vier, zu den Playoffs sicher wieder fünf), sondern auch deren Qualität findet in der Liga nichts Gleichwertiges.
Peter Schneider, Mario Huber (mit einer Karrieresaison) und Benjamin Nissner gehören zur österreichischen Topklasse, dazu kommen noch Leute wie der unverwüstliche Thomas Raffl, Skater Ali Wukovits sowie Paul Huber und Lucas Thaler, längst dem Talentestatus entwachsen. Da kann man es sich leicht leisten, erstmal mit nur zwei Legionären (Adam Payerl, Troy Bourke) im Angriff zu starten, bevor nachgerüstet wird.
Egal, ob Corona oder Verletzungen – selbst mit reduziertem Personalbestand waren die Roten Bullen in den letzten Saisonen jederzeit konkurrenzfähig. Bei Bedarf können problemlos Leute aus dem Farmteam hochgezogen werden, die das ICE-Tempo jederzeit mitgehen können, egal ob Österreicher oder Deutsche wie Defender Philipp Sinn, der in der CHL reinschnuppern durfte. Salzburg verfügt immer über unerschöpfliche Personalreserven.
Fragezeichen des Kaders
Die Verpflichtung von David kam überraschend, seine einzige Headcoach-Erfahrung hatte er als Vertreter des krebskranken Antti Törmänen in Biel sowie in der USHL. Er bekam damit den Vorzug vor dem eigenen Assistenten David Cooper, der für McIlvane ein wichtiger Helfer war. Das Eishockey in Biel war von der go-go-go-Variante, während McIlvane zwar auch aggressives Tempoeishockey propagierte, allerdings immer mit der entsprechenden defensiven Absicherung und viel Physis durch Lewington, MacWilliam und Peter Hochkofler. Eine gewissen Anlaufphase durch die unterschiedlichen Philosophien war in der Vorbereitung schon zu merken.
Red Bull Salzburg verfügt für die ICE natürlich über überragende Mittel, allerdings nicht auf KHL- oder Schweizer Niveau. Sie sind natürlich die erste Ansprechstation für Leute, die die ICE nicht kategorisch ablehnen. Ein Spieler wie Murphy entspricht da eher dem üblichen Beuteschema als ein Mann wie Payerl, der zwar gewisse Stärken um das Tor herum hat, aber auch ziemliche Skating Issues. Nach einer sehr schwachen Saison in Augsburg hätte er heuer Schwierigkeiten gehabt, einen (guten) Vertrag in der DEL zu bekommen, bevor ihn Salzburg überraschend vom Markt nahm. Sein Engagement erinnert ein wenig an die Ära um Greg Poss, wo auch manchmal Leute mit durchschnittlicher Vita unter Vertrag genommen wurden.
Ein neuer Coach, aber fast das gleiche Team – nach zwei Titeln in Folge könnte eine gewisse Sättigung eintreten. Allerdings haben die Roten Bullen immer die Möglichkeit, durch Transfers etwaige Krusten aufzubrechen.
Hier könnte nachgerüstet werden
Der jetzige Kader wird nicht der sein, mit dem Salzburg die letzten Spiele bestreitet, selbst wenn alle Spieler fit bleiben. In den letzten zwei Saisonen hat man Verteidigern wie Paul Stapelfeldt, Lukas Schreier oder Phillipp Wimmer (der allerdings nie voll fit war) immer rechtzeitig vor den Playoffs das Vertrauen entzogen, das wird heuer kaum anders sein. Auch ein weiterer Angreifer würde nicht überraschen, da die Roten Bullen (ohne junge Deutsche) nur sieben Legionäre unter Vertrag haben. Allerdings war McIlvane immer der Mann, der in puncto Verstärkungen auf die Tube drückte. Macht das auch David mit ähnlicher Vehemenz?
Ausblick
Salzburg hätte letzte Saison genauso Vizemeister werden können, ein Schuss entschied gegen die gleichwertigen Bozner. Die sind allerdings nicht mehr dasselbe Team wie in der Vorsaison und ein weiterer starker Herausforderer drängt sich nicht auf. Die Roten Bullen können den Titel eigentlich nur selbst verspielen…