Schwer zu glauben, dass es in Sölden am Sonntag auch nur einen Ski-Fan gab, an dem das Comeback von Marcel Hirscher vorübergegangen ist.
Falls doch, wird diese Person spätestens beim Weg auf den Rettenbach-Gletscher stutzig geworden sein. Hirschers Ski-Firma platzierte auf einer Wiese direkt an der Hauptstraße mitten im Ort einen Heißluftballon, auf dem das Van-Deer-Logo prangte.
Die Aktion sollte vielleicht vermitteln: Hier passiert heute was Großes.
Besser als auf der Couch
Was sich auf rund 3.000 Metern bei strahlendem Sonnenschein vor den Augen von über 17.000 Fans abspielte, war in der Tat keine Kleinigkeit.
Der für viele Größte aller Zeiten kehrte in den Ski-Sport zurück. Das Comeback darf als geglückt betrachtet werden.
Hirscher fuhr nach über fünf Jahren Abwesenheit vom Weltcup auf Anhieb in die Punkteränge. Platz 23 enttäuschte an diesem Tag kaum jemanden.
Das Gerede der vergangenen Wochen: Es war nicht nur heiße Luft.
Hirscher präsentierte sich körperlich in bester Verfassung, fühlt sich mit 35 Jahren fitter denn je. "Besser hier zu sein als auf der Couch", meinte er.
Abstimmungs-Probleme bei seinen eigenen Skiern scheint es zumindest in Sölden nicht gegeben zu haben.
Dass sein (Riesentorlauf-)Schwung immer noch herausragend ist, hat vor allem der zweite Durchgang gezeigt, in dem der achtfache Gesamtweltcup-Sieger die drittbeste Zeit in den Schnee brannte.
Auf den Sessel des Führenden durfte der Salzburger aber (noch) nicht zurückkehren.
Das freute besonders William Hansson. Der 23-jährige Schwede fuhr in Sölden zum zweiten Mal in seiner Karriere in die Punkte, er ging im zweiten Durchgang unmittelbar vor Hirscher über die Strecke. Als der Gewinner von 67 Weltcup-Rennen mit 13 Hundertstel Rückstand im Ziel abgeschwungen hatet, ballte Hansson mit einem breiten Grinser die Faust - den großen Marcel Hirscher geschlagen.
Hirscher hat irritiert
Vielleicht war der junge Schwede auch einer jener Athleten, von denen Hirscher erzählte, sie seien "recht stolz gewesen, dass sie mit mir bei der Besichtigung sind und mir dann (im Rennen, Anm.) eine draufhauen".
Andere wiederum seien "ein bisschen irritiert" von der Gegenwart des achtfachen Gesamtweltcup-Siegers gewesen, "manche haben eine Freude", berichtete Hirscher.
"Er hat mich und viele andere schon damals begeistert. Heute hat man gesehen, dass er ein richtiger Rennfahrer ist", sagte Vincent Kriechmayr über seinen ehemaligen ÖSV-Kollegen.
"Es war schön, wieder ein paar Wörter mit ihm auszutauschen, ich habe ja sehr viel gelernt von ihm", merkte Manuel Feller an. "Es ist cool, ihn zurück zu haben. Er zieht die Leute an, von daher ist es gut für uns alle. Ich hoffe, dass das nicht das letzte Rennen war."
Hirscher hatte an diesem Tag zwar wenige niederländische Flaggen, dafür aber viele Herzen auf seiner Seite.
Zwar haben sich noch nicht alle Fans mit dem Niederländer Hirscher angefreundet, ihn wieder in seinem Element zu sehen hatte aber wahrlich etwas Großes an sich.
Ein Tag, der mit einem Heißluftballon begann, endete mit vielen Emotionen.